Plattform-Feature: Restlebensdauerprognose
In der Industrie gewinnt Predictive Maintenance an Bedeutung, um ungeplante Stillstände zu vermeiden. Zentrales Element ist die Restlebensdauerprognose von Maschinen. Mit der hetida platform lassen sich solche Prognosen einfach und wiederverwendbar umsetzen. Im folgenden Beispiel zeigen wir, wie ein Standard-Workflow zur Schätzung aufgebaut und um eine Risikobewertung erweitert wird – visualisiert in einem Dashboard.
Hintergrund der Restlebensdauerprognose
Mit der hetida platform lassen sich solche Prognosen einfach, transparent und wiederverwendbar erstellen. Im folgenden Beispiel setzen wir eine lineare RUL-Prognose auf Sensordaten einer industriellen Maschine um. Dazu stellt die hetida platform einen Standard-Workflow bereit. Anschließend erweitern wir diesen einfachen Fall um ein Modell, das die Ausfallwahrscheinlichkeit angibt und anhand dieser das finanzielle Risiko abschätzt. Die Ergebnisse stellen wir in einem Dashboard in der hetida platform dar.
Restlebensdauerprognose anhand der Dicke einer Walzenummantelung
Ein einfaches, aber in der Praxis oft wirksames Verfahren ist die lineare Regression. Sie passt eine Gerade an die einlaufenden Messwerte der Walzendicke an und extrapoliert diese in die Zukunft. Der Schnittpunkt mit dem Grenzwert – dargestellt als horizontale Linie in dem nachfolgenden Screenshot – ergibt den prognostizierten Ausfallzeitpunkt.
Die lineare Regression
Die lineare Regression modelliert eine interessierende Größe L (hier: Umantelungsdicke) in Abhängigkeit einer Variable x (hier: die Zeit) durch das lineare Modell L(x) = β₀ + β₁x. Dieses Modell wird an einen vorliegenden Datensatz (x₁, y₁), …, (xn, yn) angepasst, indem die Summe der quadrierten Abweichungen des Modells von diesen Datenpunkten minimiert wird.
Die beiden Modellparameter β₀ und β₁ ergeben sich aus dem Minimierungsproblem:
min ∑(yi − L(xi))²
Sobald diese Parameter des linearen Modells bestimmt sind, ergibt sich der Zeitpunkt xkrit der Verletzung eines Grenzwerts ykrit durch den Schnittpunkt des Grenzwertes mit der modellierten Regressionsgeraden:
xkrit = (ykrit − β₀) / β₁
In diesem konkreten Fall der Walzenummantelung ist erkennbar, dass der Grenzwert mit hoher Wahrscheinlichkeit in weniger als 14 Tagen erreicht wird. Dies gibt dem Instandhaltungsingenieur genügend Zeit, eine rechtzeitige Wartung zu veranlassen, also zu einem Zeitpunkt, der die Maschine weder unnötig früh stoppt, noch das Risiko eines Ausfalls in Kauf nimmt.
Restlebensdauer mit Risikoabschätzung
Wir stellen uns im Folgenden eine Anlage mit drei Maschinen und jeweils einem Sensor vor. Für die Sensoren sind sowohl kritische Werte bekannt, bei deren regelmäßiger Überschreitung über einen längeren Zeitraum ein Ausfall der Maschine zu erwarten ist (Es handelt sich hier also nicht um die Dicke einer Ummantelung wie im vorherigen Beispiel, sondern um Messgrößen wie zum Beispiel Temperatur, Vibration, Druck, oder Ähnliches). Im Folgenden sind die Daten eines solchen Sensors in der hetida platform dargestellt:
Prognose der Ausfallwahrscheinlichkeit
Wie oben beschrieben, schätzt die lineare Regression den Ausfallzeitpunkt als Schnittpunkt der Regressionsgeraden L(x) = β₀ + β₁x mit einem definierten Grenzwert ykrit.
Wenn man annimmt, dass die tatsächlichen Daten einem linearen Zusammenhang folgen, beschrieben durch die Gleichung yi = α₀ + α₁xi + εi, wobei die Fehlerterme ε₁, …, εn unabhängig und identisch normalverteilte Zufallsvariablen sind, dann sind β₀ und β₁ die Maximum-Likelihood-Schätzer für die wahren Parameter α₀ und α₁.
Der geschätzte Ausfallzeitpunkt ergibt sich dann als xkrit = (ykrit − β₀) / β₁ – der Maximum-Likelihood-Schätzer für den tatsächlichen Schnittpunkt (ykrit − α₀) / α₁.
Unter diesen und weiteren mathematischen Annahmen (die hier nicht vollständig dargestellt werden können), lässt sich die Wahrscheinlichkeit P(x), dass der Grenzwert ykrit zu einem Zeitpunkt x noch nicht erreicht ist, abschätzen durch:
P(x) = 1 − Φ(sgn(β₁) · (ykrit − L(x)) / √((x, 1)T · Σ · (x, 1)))
mit:
- Φ: kumulierte Verteilungsfunktion der Standardnormalverteilung
- sgn(β₁): Vorzeichen von β₁
- L(x): Regressionsgerade, also β₀ + β₁x
- Σ: Kovarianzmatrix der Regressionsparameter β₀ und β₁
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